Mönchengladbach Aktuell - Sonderheft

Geschichte sichtbar machen -
Das Projekt "Krieg und Frieden" wird in Mönchengladbach eröffnet


Ausstellungen in Schloss Rheydt

Unter dem Titel "Raubritter und andere Zeitgenossen" präsentiert Schloss Rheydt insgesamt drei Ausstellungen im Zusammenhang mit dem regionalen Projekt "Krieg und Frieden". Sie sind damit Teil der Gesamtpräsentation des Themas Kulturgeschichte während der Euroga in Mönchengladbach. Sie sind eingebunden in die Gestaltung der Außenanlagen nach dem vom Büro Wörner erstellten Parkpflegewerk für Schloss Rheydt und in die Umnutzungsüberlegungen für den Schlossmühlenkomplex.

Als regionales Teilprojekt soll "Krieg und Frieden" die Region der EUROGA 2002plus im Spannungsfeld von Territorialherren und Nationalstaaten darstellen. Im Ausstellungsverbund und in gemeinsamen Aktionen mit den regionalen Partnern beteiligt sich das Museum Schloss Rheydt, dessen Ambiente mit seinen land- schaftlichen Reizen, mit seiner herausragenden Renaissance-Architektur und der romantischen Park­anlage als Übergangszone zwischen Kunst und Natur die Aussagefähigkeit der Museumssammlung unter- stützt, die sich die Stadtgeschichte,    die Regional- geschichte    und die Kulturgeschichte der europäischen Renaissance zu Themen gewählt hat.

Raubritter und andere Zeitgenossen I

Der Donjon von Coucy  - eine der mächtigsten Burgen Europas
Die Anschaulichkeit des Riesenmodells hat schon in Washington, Straßburg, Soissons und zwei deutschen Burgen für Aufsehen gesorgt: Sechs mal sechs Meter breit und 2,40 Meter hoch zeigt das 1:25-Modell eine französische Burganlage im Mittelalter, den „Donjon de Coucy“. Ausstaffiert mit 2500 handgefertigten Figuren ist in den Räumen von Schloss Rheydt das Leben in einer mittelalterlichen Burg authentisch nachgebildet.

1223 bis 1230 erbaute der Herzog von Coucy den Donjon (Burgfried, Wohnturm) seiner Burg, der in der Geschichte des Burgenbaus einmalig ist. Das Leben in diesen Mauern im Nordwesten Frankreichs, die im Jahre 1917 von deutschen Soldaten im Zuge des l. Weltkriegs geschleift wurden, stellt das Modell der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde Aachen in beeindruckender Weise nach. Die Innenseite des Turms ist wie ein Puppenhaus aufgeschnitten, damit man die drei übereinander liegenden Säle bewundern kann mit ihren in der Bauart der Gotischen Kathedralen von Reims  oder   Amiens  gehaltenen Sternrippengewölben. Neben tafelnden Rittern  und  Edelleuten

bekommt man einen Einblick in die Arbeit der Bediensteten, die mannigfaltigen Handwerkskünste der Zeit. Gaukler und Spielleute unterhalten die höfische Gesellschaft mit ihren Kunststücken. Und ein Folterkeller fehlt natürlich auch nicht ...

Auf der nach außen gewandten Seite des Burgfrieds ist eine Belagerungsschlacht nachgestellt wie sie um 1339 tatsächlich stattfand, als Truppen der Engländer in Coucy eingefallen waren. - Ein letztlich vergebenes Ansinnen, dem sich der Burgherr und sein Heer widersetzen konnten. Der Stolz des Erbauers der Burg, Enguerrand III. de Coucy, der zu seiner Zeit einer der mächtigsten Männer Frankreichs war und das durch die Größe seiner Burg auch offen zeigte, wird deutlich in dem Motto, das er seinem Geschlecht „ins Stammbuch“ schrieb: "Roi ne suis, ne prince, ne duc ne comte aussi; je suis le sire de Coucy“ (Nicht König bin ich, nicht Prinz noch Herzog, noch Graf; der Herr von Coucy bin ich).

Eröffnet wird die Ausstellung am 28. März, 18 Uhr. Zur Eröffnung liest der Autor Tilman Röhrig aus seinem Werk. Bis 30.Juni.