Aachener Woche vom 10. April 1996

Stein für Stein ein Stück Burg-Historie
Aachener plant Gründung eines "Donjon-Vereins"


Von Michaela Leister

Aachen. - Seine Vorliebe für die vergangenen Jahrhunderte wurde bereits in Kindertagen gelegt. Die Sammlung mit den „Elastolin“-Figuren wuchs und wuchs. Ein maßstabgetreues Gebäude konnte er zu den historischen Figuren allerdings nie auftreiben. Und so legte Bernhard Siepen selbst Hand an und baute eine eigene Burg.
Die Faszination von Burgen und wehrhafter Architektur im allgemeinen hat den Aachener Architekten bis heute nicht losgelassen. Im Gegenteil. Sein Hobby pflegt er heute mehr denn je. Vor allem die Vielfältigkeit der ` französischen Donjons, der wehrhaften Wohntürme aus dem 11. bis 15. Jahrhundert, haben ihn in vergangener Zeit immer intensiver beschäftigt. 130 dieser Donjons hat er während 15 verschiedenen Reisen nach Frankreich besucht, vermessen und genauestens dokumentiert.    Auf     Celluloid   gebannt

schmücken sie und ihre Grundrisse eine ganze Wand seines Arbeitszimmers. Ein Holz-Turm, so schwer, daß ihn nur zwei Personen fortbewegen können, ist zur Zeit das Prachtstück in seinem Arbeitszimmer. Damit aber nicht genug. Bernhard Siepen hat größere Pläne. In den nächsten Wochen will er eine originalgetreue Nachbildung des Donjons von Coucy schaffen, der Anfang dieses Jahrhunderts zerstört wurde. Es ist der größte Turm, der in Frankreich existiert hat. Und wohl auch das größte Projekt, das Bernhard Siepen in den vergangenen Jahren in Angriff genommen hat. Tatkräftige Hilfe erfährt der Aachener Architekt bei seinem Kollegen Sibert von Lovenberg.
Gemeinsam mit ihm hat Bernhard Siepen die verschiedenen Türme vor Ort studiert. Die Ergebnisse wollen die Beiden so bald wie möglich nun auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ein Buch über die französischen Wehrtürme ist geplant, was bislang     allerdings       an      finanziellen

Möglichkeiten scheiterte. Die Suche nach einem Verleger erwies sich bis dato als ergebnislos.
Die Dokumentation ist jedoch nicht das einzige Projekt, das Sibert von Lovenberg und Bernhard Siepen planen. Denn mit der Gründung eines Vereins wollen sie mit Gleichgesinnten ihr Hobby vertiefen. Ziel des Vereins soll unter anderem die Vorbereitung einer Ausstellung sein, welche die Historie und die Vielfalt der Donjons dokumentiert. Wer an einer Vereinsgründung interessiert ist und sich den beiden Aachenern anschließen möchte, kann sich an Bernhard Siepen, Telefon: Ac 60 45 00 wenden.
Ein erstes Treffen ist am 26. April ab 19.30 Uhr im Pfaffenturm an der Junkerstraße geplant. Und kaum ist das erste Projekt in der Planung, schwebt den Beiden auch schon die Fortsetzung vor Augen. Als nächstes wollen sie die Kreuzritterburgen in Syrien und Jordanien „aufspüren“.

Sibert von Lovenberg (links) und Bernhard Siepen  planen jetzt
die Gründung eines
Vereins.                                       Foto: Leister