Grenz-Echo vom 22. Mai 2004

Neues Projekt der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde fertig gestellt
Das pralle Leben des Orients auf 16 Quadratmetern


Aachen/Düsseldorf
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Vier mal vier Meter groß ist das Modell eines kleinen Ausschnitts des Ba­zars von Aleppo, das bis zum 16. Juni im Haus der Architekten in Düsseldorf besichtigt werden kann.

Drei Jahre lang hat die Aache­ner Gesellschaft für Internationale Burgenkunde (GIB e.V.) an der Herstellung dieses Miniaturbazars gearbeitet, der dem Betrachter das pralle Leben eines orientalischen Handels ­und Handwerkerzentrums anschaulich macht.
Das von Mitarbeitern der GIB e.V. und von Praktikanten der Aachener Fachoberschule für Gestaltung (FOS) in kniffliger Handarbeit erstellte Modell des größten und ältesten Bazars des Orients lädt ein zu einer visuellen Reise durch die Welt der schönen Scheherazade, der berühmten Erzählerin der "Märchen aus 1001 Nacht“.

Bei der Gestaltung des Modells, das freilich nur einen Ausschnitt des quirligen Handelszentrums von Aleppo zeigt, hat sich der Vorsitzende der GIB e.V., Bernhard Siepen, seines Zeichens Architekt und Diplom-Ingenieur, von der vor Ort gelebten Wirklichkeit lei­ten lassen.

Es fehlen lediglich die Gerüche

In den engen Gassen des Ba­zars pulsiert das Leben. Mit Waren aller Art schwer belade­ne Dromedare, Esel und Maultiere sind mit ihren Treibern unterwegs zur Karawanserei, wo sie von Händlern bereits erwartet werden.

Auf den breiteren Straßen sieht man Fuhr­werke und in reich bestickte Decken gehüllte Elefanten. Die winzigen Läden der Einzelhändler quellen vor Waren nahezu über. Wer mal den Orient bereist hat, glaubt förmlich das Stimmengewirr zu vernehmen, das das Feilschen um den besten Preis der angepriesenen Artikel begleitet.
Es fehlen lediglich die viel­fältigen Gerüche, die einem beim Besuch eines Bazars in die Nase steigen. Das Auge kommt beim Betrachten des Modells jedenfalls voll auf seine Kosten. Rund 600 Figürchen aus Elastolin haben die Praktikanten der FOS mit geschickten Händen gestaltet und detailgetreu bemalt Da sieht man Goldschmiede und Kupferschläger bei der Arbeit, der Fleischer schächtet mit geübtem Griff einen Hammel. In den Gassen der Schuster, der Schmiede oder der Färber ge­hen die Menschen ihren Berufen nach, während sich die Kunden in den engen Gassen drängen. 


Größter überdachter Handelsplatz

 Die Gewürz- und die Gemüsehändler haben ihre Waren als vielfarbige Kunstwerke arrangiert, auf dem Tiermarkt vermeint man das Gackern der Hühner, das Blöcken der Schafe und das Meckern der Ziegen zu hören.
"Das Modell zeigt das Leben in der zweitgrößten syrischen Stadt um das Jahr 1600“, erklärt Bernhard Siepen. Der Bazar von Aleppo sei der größte intakte überdachte

Handelsplatz der Welt, weiß der Burgenforscher und Orientexperte zu berichten. Das Modell GIB e.V.t auch den Blick frei in Webereien und in die Werkstätten der Teppichknüpfer. Doch nicht nur Handel und Handwerk sind im Bazar von Aleppo anzutreffen. Moscheen laden ein zur Zwiesprache mit Gott, die Brunnen davor dienen zur Reinigung und zur Erfrischung. In der Koranschule studieren Kinder das grüne Buch des Propheten.
Im Hamam kann man die Gäste im Dampfbad, bei der Massage oder beim Schachspiel beobachten. Im Gasthaus sitzen Männer zu Tisch und genießen während des Essens die Darbietungen einer Bauchtänzerin und eines Schlangenbeschwörers.


Wirkung und Rückwirkung

 Im Haus der Architekten am Zollhof 1 in Düsseldorf stellt die GIB e.V. das 150 000 Euro teu­re Bazarmodell neben dem vor einigen Jahren angefertigten Modell des Donjons von Coucy bei freiem Eintritt zur Schau. „Von Aleppo nach Coucy - Vom Orient zum Okzident" lautet der Titel dieser Gesamtschau, die auch ein mittelalterliches Ritterturnier umfasst. "Das Stadtleben in Syrien und das Burgleben in Nordfrankreich sollen die Wirkung und Rückwirkung zweier Kulturen in einem über Jahrhunderte währenden Austausch zeigen«, sagt Bernhard Siepen hierzu. Weitere Auskünfte unter Tel. 0049 241 60 4S 00 oder im Internet www.burgenkunde.de. (hego)

 


Das pralle Leben des Orients stellt die GIB e.V. auf 16 Ouadratmetern dar.

Im Fleischladen wird geschächtet.

Mit Praktikanten der FOS wurde das Modell hergestell