Von Jochen Berger

Wie mag das Leben einst gewesen sein in vergangenen Jahrhunderten, wie mag sich der Alltag in kriegerischen Zeiten dargestellt haben? Als Einladung zu einer spannungsvollen Zeitreise präsentiert sich eine neue Ausstellung in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. "Stolze Burgen, festgefügt! - Französische Donjons" ist der Titel dieser Schau, die in das Frankreich des 14. Jahrhunderts führt.
Im Mittelpunkt der unter Leitung von Bernhard Siepen von der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde Aachen vorbereiteten Ausstellung steht die einst größte Burg Frankreichs, die Wehranlage und der Donjon (Wohn- und Wehrturm) von Coucy. Prunkstück der Präsentation ist ein großformatiges Modell der Burg, das auf 36 Quadratmetern im Maßstab 1:25 ein überaus detailreiches Bild jener Wehranlage im Jahr 1339 zu zeichnen versucht, als die Engländer Coucy belagerten.
Das großformatige, fast zweieinhalb Meter hohe Modell zeigt sich einem ehrgeizigen Ziel verpflichtet. Möglichst authentisch  soll  ein Bild   des  Lebens  im

überaus kriegerischen, von der Pest heimgesuchten 14. Jahrhundert gezeichnet werden.

Akribisch gestaltet

So führt die akribisch gestaltete, in der Großen Hofstube der Veste Coburg aufgebaute Anlage nicht nur allerlei Belagerungswaffen der anstürmenden Engländer und ihres Trosses vor, sondern versucht zugleich, einen Eindruck vom Leben in jener Zeit zu vermitteln. Rund 2500 Figuren bevölkern die Burganlage, deren aufgeschnittene Rückansicht einen sehr aufschlussreichen Einblick ermöglicht in das Innenleben der Wehrbauten mit ihren vielen Gängen, mit unterirdischen Geschossen und Verliesen. Im Mittelpunkt steht der im Original einst fast 55 Meter hohe, rund 30 Meter im Durchmesser große Donjon, der im Jahr 1917 im Zuge einer Frontverlegung durch deutsche Truppen gesprengt wurde.
Deutlich sichtbar ist in diesem Modell das Kreuzrippengewölbe dieses Turmes, der - wie auch in anderen französischen Wehranlagen jener Zeit und im Gegensatz zum  Bergfried   deutscher   Burgen - nicht

nur als letzter Zufluchtsort im Belagerungsfall diente, sondern auch in Friedenszeiten als Wohngebäude genutzt wurde.
Auf die besondere Bedeutung und Funktion des Donjons im französischen Burgenbau verweisen auch zahlreiche Schautafeln, die dreisprachig gehalten sind und eine Fülle an Informationen über die verschiedenen Burgentypen Frankreichs bieten.

Auf Sponsoren angewiesen

Ermöglicht wurde die Präsentation dieses aufwendig gestalteten Modells in Coburg, wie Michael Eissenhauer als Direktor der Kunstsammlungen betonte, durch "eine großzügige Spende der HUK". Denn attraktive Sonderausstellungen auf der Veste, so Eissenhauer, seien aus den eigenen Mitteln der Kunstsammlungen nicht finanzierbar.

Kunstsammlungen der Veste Coburg: "Stolze Burgen, festgefügt! - Französische Donjons" (bis 3. September, täglich, außer Montag, 10 bis 17 Uhr).