Vorläufer
Die erste historisch
greifbare Befestigung wurde 1031 durch den
Emir
von
Homs
auf dem Berg errichtet. Sie hatte den Namen Hisn al-Akrād (Burg
der Kurden).
1099 erreichte das Heer des
Ersten
Kreuzzugs unter
Raimund von Saint-Gilles, das sich auf dem Weg
nach
Jerusalem befand, Hisn al-Akrād. Das Heer
besetzte die Burg und hielt sich zehn Tage darin auf, bevor es
weiterzog und die Stadt
Arqa
belagerte. Nachdem das Kreuzfahrerheer weitergezogen war,
gelangte die Burg wieder in muslimischen Besitz.
Wenige Jahre nach dem erfolgreichen Ende des Ersten Kreuzzugs
kehrte Raimund von Toulouse in die Gegend zurück und versuchte,
sich eine eigene Herrschaft aufzubauen. Während er die
Hafenstadt
Tartus
schon 1102 einnehmen konnte, leisteten Hisn al-Akrād und die
Hafenstadt
Tripolis erbitterten Widerstand. Nach Raimunds
Tod 1105 setzte sein Sohn
Bertrand von Saint-Gilles sein Vorhaben der
Errichtung der
Grafschaft Tripolis mit der
Eroberung von Tripolis 1109 fort. Hisn
al-Akrād wurde 1110 durch den
normannischen Heerführer
Tankred von Tiberias erobert, der in
Konkurrenz zu den provencalischen Saint-Gilles’ und ihrer
Grafschaft Tripolis die Ausweitung der normannischen Herrschaft
um das von seinem Onkel
Bohemund von Tarent gegründete
Fürstentum Antiochia verfolgte.
Anfang der
Zeit der
Kreuzritter
Als Bertrand von
Saint-Gilles im April 1112 starb, folgte ihm dessen
minderjähriger Sohn
Pons.
Tankred starb im Dezember 1112. Noch auf dem Sterbebett
arrangierte Tankred die Verheiratung seiner Witwe Cäcilia von
Frankreich mit Pons, die Hisn al-Akrād und einige weitere Burgen
Tankreds mit in die Ehe brachte. Hisn al-Akrād gehörte fortan
zur Grafschaft Tripolis. Verwaltet wur-de die Burg durch
Vasallen des Grafen von Tripolis, die sich «de
Crato» nannten.
Der Sohn Pons’, Graf
Raimund von Tripolis, konnte den Erhalt der
Burg und deren Garnison nicht mehr finanzieren, weshalb er die
Burg 1142 an den
Johanniterorden abtrat. Willelmus de Crato
wurde mit 600 Gold-Byzantinern und Bodenrechten abgefun-den. Zum
Aussehen der Burg in damaliger Zeit gibt es keine Überlieferung
und oberirdisch keine baulichen Reste. Vielleicht bestand eine
hohe, relativ dünne Ringmauer mit schlanken runden Mauertürmen –
wie bei anderen arabischen Burgen dieser Zeit.
Zwei Erdbeben, die 1157 und 1170 schwere Zerstörungen
anrichteten, waren der Anlass für umfangreiche Bauarbeiten an
der Burg ab 1170. Arabische Quellen besagen, dass nach dem
Erdbeben auf dem Burgberg kein Stein mehr auf dem anderen stand.
Im Mai 1188 rückte Sultan Saladin auf seinem Feldzug nach Nordsyrien vor die Burg, verzichtete jedoch auf eine längere Belagerung und musste unter Rücksicht auf die strategische Lage von einem Angriff auf Antiochia absehen. Die Burg wurde dadurch zum effektiven Sperrriegel nach Süden
Ende als
Kreuzritterburg
1267 griff
Sultan
Baibars
erstmals den
Krak des
Chevaliers an
und eroberte
drei Burgen und
16 feste Türme
in der Umgebung.
1271 kam es zu
einer Belagerung
der Burg, an der
sich der Sultan
ab dem 21.
Februar
persönlich
beteiligte. Als
Standort für die
Bliden
wählte man einen
Bergvorsprung
ca. 300 m von
der Burg
entfernt; heute
befindet sich
dort das
Ausflugsrestaurant.
Durch Beschuss
wurden ein Turm
an der
Südwestecke und
das heute nicht
mehr vorhandene
Vorwerk
beschädigt. Das
Vorwerk und eine
Befestigungsanlage
vor dem Osttor
wurden durch das
Heer des Sultans
am 22. März
eingenommen.
Nach
Unterminierung
stürzte der
Südwestturm des
Zwingers ein und
die
Mamluken
stürmten am 31.
März den
Zwinger. Die
Johanniter zogen
sich in die
Kernburg zurück.
Am 8. April 1271
ergaben sie sich
– irregeführt
durch einen
gefälschten
Brief – gegen
die Zusicherung
des freien
Abzugs, die
nicht
eingehalten
wurde.
Spätere Bauphasen
Entwicklung im
20. und 21.
Jahrhundert
1921–1922
besuchte der
Franzose
Camille Enlart
den Krak des
Chevaliers. Auf
ihn folgte 1926
der Architekt
Maurice Pillet,
der erste
Einbauten
entfernte. Am
16. November
1933 wurde das
Bauwerk von
Frankreich
gekauft. Paul
Deschamps
(1888–1974), der
sich am 11.
April 1926
erstmals auf dem
Krak aufgehalten
hatte,
veröffentlichte
1934 bei
Geuthner in
Paris sein
Standardwerk
Le Crac des
Chevaliers.
Étude historique
et
archéologique.
Unter der
Leitung von
Pierre Coupel
fanden 1934–1936
umfangreiche
Restaurierungsarbeiten
statt, dabei kam
es zur
Entfernung
weiterer
Einbauten aus
osmanischer
Zeit. In einem
Staatsvertrag
zwischen
Frankreich und
Syrien, einigten
sich die beiden
Länder am 7.
Februar 1949 auf
die Rückgabe.
Die syrische
Altertümer-verwaltung
beauftragte
darauf den
Architekten
Georges
Kalamkarian
mit den weiteren
Restaurierungen
Syrischer
Bürgerkrieg
Am 20. März 2014 eroberten Regierungstruppen nach Luftangriffen die Burg und das in der Nähe liegende Dorf al-Hosn zurück. Dabei wurden mindestens 40 Rebellen getötet. Im August 2015 wurde bekannt, dass die Festung für den Tourismus wieder eröffnet worden ist und dort Führungen angeboten werden
Bedeutung
Seit 2006 ist die Burg in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingeschrieben. Zugleich kam auch die Saladinsburg auf diese Liste. Im Juni 2013 kam der Krak des Chevaliers auf die Liste für gefährdetes Kulturgut der UNESCO.
Quellen: Erkenntnisse aus dem wissenschaftlichern Beirat der GIB zur Ausstellung Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit mit Dr. phil. Ulrich Alertz, Dr. phil. Hans Altmann, Dr. phil. Mathias Piana und Dipl.-Ing. Bernhard Siepen in Anlehnung an die Veröffentlichungen von
- Müller-Wiener, Burgen der Kreuzritter, Deutscher Kunstverlag, 1966
- Paul Deschamps: Les châteaux des croisés en Terre Sainte. Le Crac des Chevaliers. Etude historique et archéologique. P. Geuthner, Paris 1934.
- Paul Deschamps: Terre Sainte Romane. Zodiaque, Paris 1964.
- Jaroslav Folda, Pamela French, Pierre Coupel: Crusader Frescoes at Crac des Chevaliers and Marqab Castle. In: Dumbarton Oaks Papers, 36, 1982, S. 177–210.
- Maria Andaloro, Roberto Cassanelli, Anna Contadini, et al.: La Méditerranée des Croisades. Collectif sous la direction de Roberto Cassanelli. Citadelles & Mazenod, Paris 2000, ISBN 2-85088-149-X.
- Jean-Claude Voisin: Le Temps des forteresses en Syrie du nord. VIème-XVème siècles. Terre du Liban, Beirut 2000.
- Thomas Biller (Hrsg.): Der Crac des Chevaliers. Die Baugeschichte einer Ordensburg der Kreuzfahrerzeit. Schnell & Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1810-0.
- John Zimmer, Werner Meyer, M. Letizia Boscardin: Krak des Chevaliers in Syrien. Archäologie und Bauforschung 2003-2007. Deutsche Burgenvereinigung, Braubach 2011, ISBN 978-3-927558-33-5. (Rezension)
- La Cité de l'architecture et du patrimoine et La Médiathèque de l'architecture et du patrimoine: Le Crac des Chevaliers. Chroniques d'un rêve de pierre. Hachette: Paris 2018, ISBN 978-2-7056-9762-4