Am 27.März 2017 sollte sich die Geschichts- und Burgen
interessierte Fachwelt an die vor 100 Jahren stattgefundene Zerstörung der
mächtigen Höhenburg von Coucy im Départment Aisne zwischen Soissons und Laon
erinnern. Der einzigartige Runddonjon, ein wehrhafter Wohnturm, war mit 54m
Höhe, 31m Durchmesser und bis zu 7,5 m starken Wänden der höchste des
Abendlandes. Enguerrand III., sein Erbauer, erhob 1226 als einflussreicher Baron
Ansprüche auf die französische Krone, was die spätere Regentin Bianca von
Kastilien vereitelte. Als Statussymbol und Machtzeichen ließ er ab 1220 in nur
knapp 20 Jahren Burg und Stadt Coucy errichten, deren Überreste noch heute
sehenswert sind. Der Anblick muß aus der Ferne und von unten mit dem auf
Konsolsteinen vorkragenden doppelten Hurdengang an der Krone des Donjons
beängstigend gewesen sein. Von oben muss man, 100m über dem Tal gelegen, einen
Weitblick gehabt haben, den die Militärs im I. Weltkrieg nicht nur zu schätzen,
sondern auch zu fürchten gelernt hatten, denn wer den Donjon inne hatte,
beherrschte auch das Umfeld. Alle der vier weiteren Rundtürme der trapezförmigen
Kernburg waren größer als jeder königliche Donjon z.Zt. Enguerrands III.
Konnte die mächtige Burg noch 1339 englischen Truppen widerstehen und noch von
Enguerrand VII., mütterlicherseits ein Habsburger, modernisiert und ausgebaut
werden, sprengten 1652 Truppen des Kardinals Mazarin die Gewölbe des Donjons,
wodurch Risse innerhalb des 7,5m starken Mauerwerks entstanden. Hiernach wurde
die Burg wie viele andere Burgen auch hierzulande zum Steinbruch erklärt. Erst
das 19.Jhdt. erkannte den hohen bau- und geschichtlichen Wert dieses
einzigartigen mittelalterlichen Wehrbaus. Der bekannte Architekt und
Kunsthistoriker Eugène Viollet-le-Duc begann 1856 unter Kaiser Napoleon III. mit
der Wiederherstellung des Donjons, indem er zwei mächtige geschmiedete Ringanker
um die Krone des Turmes anbringen ließ.
Während des I. Weltkriegs geriet die Burg, seit 1914 von
deutschen Truppen besetzt, 1917 fatalerweise in die Nähe der Frontlinie. Das
deutsche Heereskommando beschloss trotz zahlreicher nationaler und
internationaler Proteste und sogar des bayrischen Kronprinzen Rupprecht die
Sprengung des Donjons und der ihn flankierenden vier Rundtürme. 28 Tonnen
Dynamit hinterließen einen heute noch beeindruckenden 10m hohen Schutthaufen
des ehemaligen Donjons und seiner Mantelmauer.
Die Aachener
Gesellschaft für Internationale Burgenkunde hat 1996 bis 1998 eine
Rekonstruktion in M 1 : 25 als Ausschnitt aus der Kernburg und ihres Donjons mit
spannender Inszenierung von ca. 2500 handgefertigten Figuren auf 36 qm
Grundfläche vorgenommen, die alleine im Museum der National Geographic in
Washington D.C. und im Joslyn Art Museum in Omaha/ Nebraska 2002 und 2006 ca.
120.000 Besucher erreichte.
In den letzten Monaten entstand durch Bernhard und Michael Siepen mit Dr. Ulrich
Alertz ein Massenmodell des Château de Coucy in M 1 : 500 im Zustand um 1540,
wie die Burg der bekannte französische Architekt Androuet du Cerceau gesehen und
gezeichnet hat.
Technische Details:
Modellgröße im Lichten: 802 mm
(l) x 702 mm (b) x 280 mm (h)
Ein Sockel sollte 100 mm rund um das Modell größer
sein.
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