neue Ausstellung
Burgen
und Basare - Mittelalterliche Lebensformen im Vorderen Orient
Fotos: Bernhard
Siepen im Bildhintergrund: Johanniterburg Marqab |
MARQAB
Gr. Markappos, Marchapin; frk. Margat, Margathum, Margant o. ä.; arab. el-Marqab, Qal´at Marqab
Beschreibung
Burg an der syrischen Küste in der Nähe des kleinen Hafenortes Bâniyâs
auf der Kuppe eines bis nahe an das Meer vorspringenden felsigen
Gebirgsausläufers gelegen. Die ausgedehnte Burganlage besteht aus einer festen
Innenburg und einer weitläufigen, einst
wohl dicht besiedelten Vorburg. Die
gesamte, etwa dreiecksförmige Anlage wird von einer Vormauer mit zahlreichen
Türmen verschiedener Form und Größe umschlossen. In ihrem Südteil liegt, von der
Vorburg durch einen breiten Graben getrennt, die
Kernburg mit einem ebenfalls dreieckigen Grundriss. Die Vormauer
endet im Süden in einem aus dem 13.Jahrhundert stammenden Vorwerk, das
unmittelbar nach der Eroberung durch die Mamluken anstelle der zerstörten
Vorgängeranlage errichtet wurde. An der Südspitze der Kernburg steht ein
massiver Rundturm von von etwa 22 m Durchmesser, an
den sich beidseits mehrgeschossige Saalbauten anschließen. Im Osten ist eine
stattliche Burgkapelle eingeschoben, die den inneren Burghof in zwei verschieden
große Kompartimente teilt. Um den größeren Nordhof gruppieren sich
Magazin- und Wirtschaftsgebäude. Der Zugang zu der gesamten Befestigung erfolgt von
Westen her durch einen starken Torturm in der äußeren Umfassungsmauer; von hier führt
der Weg durch den Zwinger in das aus mehreren hintereinanderliegenden Kammern bestehende
Haupttor.
Das bis in das I9. Jh. hinein in der Außenburg liegende Dorf wurde aufgegeben, so daß die Befestigungsanlagen verhältnismäßig gut erhalten sind; trotzdem ist die aus mehreren verschiedenen Bauperioden stammende Burg noch nicht systematisch aufgenommen und untersucht worden.
Geschichte
1062. Nach arabischen Quellen Bau einer Burg durch einen Herrn der hier im Gebiet ansässigen Bergstämme.
1104. Kurzzeitige Besetzung des Platzes durch byzantinische Truppen des Kantakuzenos während der fränkisch-byzantinischen Kämpfe um Lattaqia; danach (nach arabischen Quellen) wieder in arabischem Besitz.
1116-1118. Der Burgherr von Marqab, Ibn Muhriz, übergibt nach längeren Verhandlungen die Burg im Tausch gegen anderen Besitz an den Fürsten von Antiochia, Roger, der den Platz als Lehen an die Familie Mansoier gibt.
1157-1170. Erdbebenschäden in der Burg, deren Behebung schließlich die Mittel der Familie Mansoier übersteigt, so daß die Burg 1186 gegen eine jährliche Rente von 2000 Goldbyzantinern für den letzten Besitzer, Bertrand de Margat, an den Johanniter-Orden übergeben wird.
Unter den neuen Herren vermutlich schon bald umfassender Ausbau, da 1188 Saladin auf seinem Zuge durch Nordsyrien die Burg nicht angreift, obwohl er in unmittelbarer Nähe von Margat vorbeizieht.
1204-1271. Belagerung der Burg durch den Sultan von Aleppo, al-Malik Zâhir Gâzî, und Zerstörung einzelner Türme der Ringmauer. Margat ist Stützpunkt der Johanniter-Ritter bei ihren häufigen Uberfällen auf arabisches Gebiet.
1269-1271. Erneute arabische Angriffe; nach dem Fall der Nachbarburg Krak (1271) müssen die Ritter von Margat einen Teil ihres Gebietes abtreten und sich verpflichten, keine Neubauten mehr in der Burg anzulegen.
1285. Belagerung der Burg durch das Heer des Sultans Qala`ûn: Mit Wurfgeschützen und Minen wird die Südfront der Burg angegriffen, wobei der äußere Südturm, Tour de l´Espérance oder Tour de l´Eperon genannt, zum Einsturz gebracht wird. Angesichts weiterer Minierarbeiten kapitulieren die Ritter auf freien Abzug.
Auf arabischer Seite Beratungen, ob die Burg zerstört oder wiederhergestellt werden solle: Wegen der wichtigen strategischen Lage wird der Wiederaufbau unter dem Emir Saif ad-dîn Balabân at-Tabbâhî begonnen.
Die Burg bleibt auch im 14. und 15. Jahrhundert eine der wichtigsten Festungen des Landes und dient als Gefängnis für abgesetzte Gouverneure. Im 19. Jahrhundert liegt hier eine kleine türkische Garnison, für deren Unterbringung geringfügige Änderungen vorgenommen werden.